Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, und Photovoltaikanlagen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Gerade kleine Anlagen, die auf Privathäusern oder kleinen Betrieben installiert werden, tragen erheblich zur dezentralen Stromerzeugung bei. Ein Wegfall der Einspeisevergütung würde nicht nur die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen gefährden, sondern auch weitreichende negative Konsequenzen für die gesamte Energiewende haben. Der BDSH setzt sich weiterhin für die Förderung von privaten Photovoltaikanlagen ein, entweder über die bisherige Einspeisevergütung oder über anderweitige Förderungen.
1. Entlastung des Stromnetzes bei gleichzeitiger Wärme- und Mobilitätswende
Die Energiewende geht nicht nur mit einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien einher, sondern erfordert auch den Ausbau der Infrastruktur, insbesondere des Stromnetzes. Gleichzeitig steigt der Strombedarf durch die Wärmewende (Umstellung auf Wärmepumpen) und die Mobilitätswende (Verbreitung von Elektroautos). Das Stromnetz steht vielerorts bereits unter Druck, und Kapazitätsengpässe sind keine Seltenheit. Kleine Photovoltaikanlagen können hier entscheidend entlasten, da sie dezentral Energie produzieren und direkt vor Ort verbraucht werden können.
2. Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen würde massiv sinken
Ohne Einspeisevergütung oder Förderung würde die Wirtschaftlichkeit von kleinen Photovoltaikanlagen deutlich sinken. Die Investition in eine PV-Anlage ist für viele Haushalte und kleine Unternehmen mit hohen Kosten verbunden, die sich über Jahre hinweg amortisieren müssen. Die Einspeisevergütung stellt sicher, dass diese Investitionen auch in einer vertretbaren Zeit wieder hereingeholt werden können. Gerade für Finanzierungen bietet sie einen garantierten positiven Cashflow über 20 Jahre. Fällt sie hingegen weg, wird der Anreiz, in eine PV-Anlage zu investieren, stark geschwächt und eine Finanzierung wird unwahrscheinlicher. Die Folge: Weniger Menschen werden bereit sein, in die Technologie zu investieren, was die Energiewende verlangsamen würde.
3. Kettenreaktion: Wärmepumpe und Elektroauto gefährdet
Photovoltaikanlagen spielen eine zentrale Rolle bei der Kopplung von Stromerzeugung und anderen klimafreundlichen Technologien wie Wärmepumpen und Elektroautos. Viele Hausbesitzer, die in eine PV-Anlage investieren, planen gleichzeitig die Umstellung auf eine Wärmepumpe oder die Anschaffung eines Elektroautos. Ohne Einspeisevergütung wäre die Wirtschaftlichkeit dieses Gesamtpakets jedoch gefährdet. Die Photovoltaikanlage liefert dann möglicherweise nicht genug Strom, um die zusätzlichen Geräte wirtschaftlich betreiben zu können. Dadurch könnte es zu einer Kettenreaktion kommen, bei der Hausbesitzer ihre Pläne zur Elektrifizierung ihrer Heizung und Mobilität überdenken.
4. Zusätzlicher Rückgang der Nachfrage und regionale Arbeitsplätze in Gefahr
Der Wegfall der Einspeisevergütung würde auch das lokale Handwerk hart und in einer Situation treffen, in der sich die Branche ohnehin durch eine stark gesunkene Nachfrage bei PV-Kleinanlagen konsolidiert. Die Installation und Wartung von Photovoltaikanlagen sind wichtige Einnahmequellen für viele Handwerksbetriebe, die sich auf diese Technologie spezialisiert haben. Sinkt die Nachfrage nach PV-Anlagen weiter, könnten viele dieser Betriebe zusätzlich in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Das hätte nicht nur zur Folge, dass lokale Arbeitsplätze verloren gehen, sondern auch, dass das Know-how im Bereich erneuerbare Energien in der Region abnimmt. Dieses Szenario sollte unbedingt vermieden werden.
5. Rückgang des technologischen Fortschritts und der Innovation
Eine breite Marktdurchdringung von Photovoltaikanlagen fördert Innovationen und den technologischen Fortschritt. Wenn die Nachfrage nach kleinen PV-Anlagen zurückgeht, würde auch der Druck auf die Hersteller sinken, neue und effizientere Produkte zu entwickeln. Der Fortschritt in der Solartechnologie könnte ins Stocken geraten, was langfristig die Effizienz und die Wettbewerbsfähigkeit dieser Technologie im internationalen Vergleich beeinträchtigen würde. Eine Fortführung der Förderungen bedeutet daher auch ein Bekenntnis zum Solarstandort Deutschland und schafft stabile Rahmenbedingungen.
6. Bürgerenergieanlagen in Gefahr
Bürgerenergieanlagen, bei denen sich mehrere Bürger zusammenschließen, um gemeinsam in erneuerbare Energien zu investieren, sind ein zentraler Bestandteil der dezentralen Energiewende. Diese Projekte sind oft auf die Einspeisevergütung angewiesen, um die nötige Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Ein Wegfall der Vergütung könnte dazu führen, dass viele dieser Projekte nicht mehr realisiert werden, was den Ausbau erneuerbarer Energien weiter verlangsamt und die Bürgerbeteiligung an der Energiewende schwächt. Die Energiewende ist ohne Bürgerbeteiligung und Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung nicht realisierbar.
7. Kleinere PV-Anlagen mit weniger überschüssigem Strom für Wärmepumpen und Elektroautos
Ohne Einspeisevergütung würden viele Anlagenbetreiber ihre Photovoltaikanlagen so klein dimensionieren, dass möglichst wenig überschüssiger Strom ins Netz eingespeist wird. Das bedeutet jedoch auch, dass weniger Strom für den Betrieb von Wärmepumpen und Elektroautos zur Verfügung steht, was wiederum die Energiewende in den Bereichen Wärme und Mobilität behindert. Eine gut dimensionierte PV-Anlage kann einen Großteil des Strombedarfs eines Haushalts abdecken, aber ohne Einspeisevergütung wird diese Dimensionierung oft unwirtschaftlich.
Alternative Fördermöglichkeiten statt Einspeisevergütung
Anstelle der Einspeisevergütung gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie der Ausbau kleiner Photovoltaikanlagen weiter gefördert und die Energiewende vorangetrieben werden kann:
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- Günstige Anlagenfinanzierung: Ein Programm, ähnlich dem „Hunderttausend-Dächer-Programm“ Anfang der 2000er Jahre, könnte zinsgünstige Darlehen für die Installation von PV-Anlagen bereitstellen und so die Investitionskosten senken.
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- Stromverkauf an Dritte ermöglichen: Eine rechtliche Grundlage, um überschüssigen Solarstrom direkt an Dritte (z.B. Haushalte/Unternehmen in der unmittelbaren räumlichen Umgebung) zu verkaufen, könnte den Eigenverbrauch fördern und die Stromnetze weiter entlasten. Hier sollten die in der vorliegenden EnWG-Novelle gelegten Grundlagen weiter ausgebaut und die Potentiale des Energy-Sharings genutzt werden.
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- Zuschüsse für Stromspeicher: Um das Netz zu entlasten und den Eigenverbrauch zu maximieren, sollte der Einbau von Stromspeichern finanziell gefördert werden. Dies würde den Nutzen kleiner PV-Anlagen weiter erhöhen und deren Wirtschaftlichkeit sichern.
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- Investitionszuschüsse für Kombianlagen: Anlagen, die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen (z.B. in Kombination mit Wärmepumpen), sollten mit speziellen Investitionszuschüssen gefördert werden.
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- Höhere Vergütungen, wenn Energie benötigt wird: Eine flexible Einspeisevergütung, die zu Zeiten erhöhter Nachfrage einen höheren Preis zahlt, könnte zusätzliche Anreize für die Einspeisung von Solarstrom schaffen. Technisch kann dies mit einem Energiemanagementsystem oft problemlos umgesetzt werden, jedoch fehlen hier leider noch die rechtlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen. Wer die Abschaffung der EEG-Vergütungen fordert, sollte gleichzeitig den Rahmen für eine netzdienliche Nutzung und Anreize für eine flexible Energienutzung schaffen.
Fazit
Die Förderung für kleine Photovoltaikanlagen bleibt ein essenzielles Instrument, um die Energiewende erfolgreich voranzutreiben. Ihr Wegfall würde nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Anlagen gefährden, sondern auch weitreichende negative Auswirkungen auf den Netzausbau, die Wärmewende und die Elektromobilität haben. Zudem wären regionale Arbeitsplätze, technologische Innovationen und Bürgerenergieprojekte bedroht. Im Fall des Wegfalls der Einspeisevergütung sollten alternative Maßnahmen zur Förderung der Photovoltaik ergriffen werden, um die Energiewende effizient und sozial verträglich zu gestalten.