- Energiebedarf wird steigen, insbesondere durch Elektromobilität, Wärmewende und Digitalisierung.
- Die Förderung dezentraler Energiesysteme ist für die Versorgungssicherheit und die Erreichung der Klimaziele unerlässlich.
- Diskrepanz zwischen Monitoring-Befunden und öffentlicher Kommunikation: Der Bericht dokumentiert Fortschritte, während die öffentliche Kommunikation Unsicherheiten betont.
Der vor Kurzem von Bundesministerin Katherina Reiche vorgestellte Monitoringbericht zur Energiewende, enthält wichtige Hinweise für die weitere Ausgestaltung der Energiepolitik in Deutschland. Allerdings gibt es in der Interpretation und den Handlungsempfehlungen Punkte, die aus Sicht des Bundesverbands des Solarhandwerks (bdsh) kritisch betrachtet werden müssen. Wir sehen eine klare Diskrepanz zwischen den sachlichen Ergebnissen des Berichts und der öffentlichen Kommunikation, die von Ministerin Reiche verfolgt wird.
Forderung nach einer realistischeren Einschätzung des Energiebedarfs
Der Bericht stellt fest, dass der Stromverbrauch in Deutschland sinken werde – eine Prognose, die aus Sicht des bdsh eine Fehleinschätzung darstellt. Der Energiebedarf in Deutschland wird aufgrund mehrerer Faktoren voraussichtlich weiter steigen:
- Elektromobilität: Der Zuwachs an Elektrofahrzeugen wird den Strombedarf in den kommenden Jahren signifikant erhöhen.
- Wärmewende: Der Wechsel von fossilen Heizsystemen zu Wärmepumpen bedeutet eine verstärkte Nachfrage nach Strom.
- Digitalisierung und Industrie: Die zunehmende Nutzung von Rechenzentren, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz wird ebenfalls den Strombedarf erhöhen.
In diesem Zusammenhang erscheint es unklar, wie ein sinkender Stromverbrauch angenommen und mit den beschriebenen Entwicklungen in Einklang gebracht werden kann.
Sicherung von Arbeitsplätzen und Fachkompetenz
Für das inzwischen etablierte Solarhandwerk ist die Fortführung der Energiewende essenziell. Die geplante Abschaffung der Einspeisevergütung für kleine PV-Anlagen ohne eine verlässliche Nachfolgeregelung für alternative Geschäftsmodelle für den ins öffentliche Stromnetz eingespeisten Solarstrom stellt eine ernsthafte Bedrohung für über 100.000 Arbeitsplätze im Solarhandwerk dar. Diese Fachkräfte leisten täglich einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland.
Ein unwiederbringliche Verlust dieser Arbeitsplätze und des damit verbundenen Fachwissens würde nicht nur die Energiewende gefährden. Auch die wirtschaftliche Basis, vor allem wichtige Arbeitsplätze in ländlichen Regionen stehen auf dem Spiel.
Gefährdung der Versorgungssicherheit und Klimaziele
Photovoltaik-Anlagen mit Speicher und intelligenter Steuerung haben das Potenzial, das Stromnetz zu entlasten – sei es durch gezieltes Lastmanagement, flexible Speicherintegration oder perspektivisch auch bidirektionales Laden und Energy-Sharing. Diese Lösungen sind längst keine technischen Herausforderungen mehr, sondern scheitern an fehlenden regulatorischen Grundlagen.
Trotz Erwähnung im Bericht, bleibt die öffentliche Kommunikation abstrakt. Daher ist es aus Sicht des bdsh notwendig, die Potenziale zu benennen und konkrete Schritte zu ihrer Umsetzung aufzuzeigen.
Im Bericht wird zudem explizit betont, dass der Ausbau von Aufdachanlagen keinesfalls zurückgehen darf, wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen. Die politische Strategie, den Ausbau erneuerbarer Energien zu verlangsamen, könnte außerdem die Versorgungssicherheit der Bundesregierung gefährden. Zudem wird die Bundesrepublik ohne Photovoltaik weder ihre Klimaziele noch die der EU erreichen können. Die aktuellen Zubauzahlen laut Marktstammdatenregister zeigen deutlich, dass bereits seit mehreren Monaten ein deutlicher Rückgang beim Zubau in den Anlagenbereichen bis 30 kWp Anlagengröße zu verzeichnen ist.
Ohne eine konsequente Unterstützung der dezentralen Solarenergie wird Deutschland stärker auf fossile Importe angewiesen sein, und somit von den Schwankungen der internationalen Energiemärkte abhängig bleiben. Gleichzeitig wird es die in Verbindung stehende Wärme- und Mobilitätswende beeinträchtigen.
Der Weg zu einer dezentralen, nachhaltigen Energiezukunft
Die Solarbranche setzt auf dezentrale Energiesysteme, die die Grundlage für eine unabhängige und stabile Energieversorgung bilden: Photovoltaik auf Dächern, ergänzt durch Speicher, Wärmepumpen und intelligente Netze. Diese Technologien stärken die Unabhängigkeit von Energiepreisschwankungen, stabilisieren die Netze und schaffen vor Ort Wertschöpfung. Der bdsh fordert einen stärkeren Fokus auf diese Entwicklung, um die Energiezukunft Deutschlands nachhaltig zu gestalten.
Appell an die Bundesregierung
Der bdsh fordert die Bundesregierung zu folgenden Schritten auf:
- Den Ausbau Erneuerbarer Energien , besonders im privaten Segment weiterhin konsequent voranzutreiben, ohne durch bürokratische Hürden und Verunsicherung zu bremsen.
- Eine verlässliche Nachfolgeregelung für die Einspeisevergütung zu schaffen, um Investitionen in die Solarenergie langfristig abzusichern.
- Das Handwerk zu stärken und Wichtige regionale Arbeitsplätze und Gewerbesteuern zu sichern.
- Den Ausbau dezentraler Energiesysteme konsequent zu fördern, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Klimaziele zu erreichen.
Fazit: Handeln für eine zukunftsfähige Energiepolitik
Der Monitoringbericht gibt wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Energiewende, doch es bedarf einer klareren und realistischeren Einschätzung der Entwicklungen. Es ist notwendig, den Ausbau von Solarenergie und anderen erneuerbaren Energien zu intensivieren, um sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Klimaziele zu erreichen.
Der Bundesverband des Solarhandwerks steht den Ministerien Wirtschaft und Umwelt für beratende Gespräche zur Verfügung.
Über den Bundesverband des Solarhandwerks (bdsh):
Der Bundesverband des Solarhandwerks e.V. wurde 2024 in Berlin gegründet und setzt sich für hohe Qualitätsstandards in der Solarbranche ein. Der Ethikkodex des Verbands verweist alle Mitglieder darauf, dass sie im Rahmen festgelegter Standards arbeiten, wodurch sowohl die einzelnen Mitglieder als auch die Endkunden abgesichert und das Vertrauen in di Erneuerbaren Energien gesichert werden.
Die komplette Stellungnahme des bdsh zum Bericht ist hier einsehbar: